In dieser Blog-Reihe, möchte ich euch die Milchstraßenfotografie näherbringen. Milchstraßenfotografie kann sehr planungs- und zeitintensiv sein, stellt besondere Erfordernisse an das Equipment und setzt ein gewisses „Know how“ in der Bearbeitung voraus. Im Gegenzug erhält man unvergessliche und besondere Momente in der Natur und einmalige Bilder. Dieses Spielfeld der Fotografie übt auf mich eine ganz besondere Faszination aus und ich genieße die Nächte der Stille und Einsamkeit in der Natur. Ich werde euch in dieser Blogreihe meine Herangehensweise, an hand eines Bildbeispieles näherbringen. Das beinhaltet die Planung, das Equipment, die Durchführung und die Entwicklung des entsprechenden Bildes und das finale Bild wird dann so aussehen
Das Bild ist eine Panoramaaufnahme die am 21.2.2021 nahe des Gipfels des Ameisstein Richtung Almsee gemacht wurde. Sie bestehend aus 10 Aufnahmen für den Himmel und 10 Aufnahmen für die Landschaft, alle vom gleichen Standpunkt aus gemacht in einer Nacht. Time- und Exposureblending. Des weiteren 4 Aufnahmen für das Vorbeifahrende Auto.
Nun aber zum ersten Teil der Blogserie
Die Planung von Aufnahmen der Milchstraße
Eine gute Planung ist die halbe Miete….sagt man so
Im wahrsten Sinne des Wortes, denn was habe ich von der schönsten Location, wenn die Milchstraße von einem Berg verdeckt ist, der Mond zu hell leuchtet oder Wolken aufgezogen sind!!!
Ich verwende hauptsächlich die Programme PhotoPills, Meteoblue, Google und GoogleMaps zur Planung und Recherche.
Zuerst erfolgt eine Locationsuche auf GoogleMaps. Dort schaue ich mir Orte an, die ich schon kenne oder die ich einmal auf diversen Bildern gesehen habe. Studiere ihre Topografie, die Ausrichtung der Geländeflächen, umstehende Berggipfel und deren Höhenlagen. Wenn ich einen Ort gefunden habe, der mir Interessant und vielversprechend erscheint, suche ich auf Google Bilder um mir eventuell einen Eindruck verschaffen zu können wie es dort ausschaut.
In diesem Fall ist es also der Almsee bei Grünau. Den kenne ich seit meiner Kindheit jedoch habe ich mich zuvor noch nie damit beschäftigt, ob dort ein Bild der Milchstraße in Kombination mit dem See und der Berglandschaft möglich ist.
Nun kommt die App Photopills ins Spiel. Diese kostenpflichtige, jedoch geniale App ist für mich in der Planung vieler meiner Bilder nicht mehr wegzudenken. In dieser App kann man sich an einem beliebigen Ort der Welt, an einem frei wählbaren Datum den Lauf der Sonne, des Mondes und den der Milchstraße anzeigen lassen. Zusätzlich noch die Uhrzeiten wann diese auf- und untergehen, die Höchststände und natürlich die Himmelsrichtungen dazu. Aussehen tut das ganze für unser Bildbeispiel dann ca so
Screenshot von PhotoPills, mit Stand von Sonne, Mond und Milchstraße, sowie Dämmerungszeiten
Der „Ankerpunkt“ ist hier auf den Gipfel des Ameisstein gesetzt. Die punktierte Linie zeigt den Stand der Milchstraße an, um 04:52. Je dicker die Punkte sind desto näher ist das galaktische Zentrum. Im oberen Feld stehen die Zeiten für die Dämmerungsphasen. Die astronomische Dämmerung beginnt um 05:17. Also ist nicht recht viel Zeit vom Zeitpunkt der geplanten Aufnahme bis zum Beginn der Dämmerung (hier verblasst die Milchstraße bereits wieder). Der gelbe Strich markiert den Stand der Sonne wo sie aufgehen wird. Der dicke graue Strich, an welchem Stand das Milchstraßenzentrum am höchsten stehen würde. Leider sind vom Ameiststein aus gesehen die Berge dort auch am höchsten und würden das Zentrum verdecken.
Das untere Diagramm zeigt noch einmal die Dämmerungs bzw. Tages und Nachtphasen sowie den Lauf und Stand von Sonne und Mond. Daraus zu erkennen ist quasi, dass der Mond erst untergegangen ist. Zuviel Mondlicht, lässt die Milchstraße ebenso verblassen.
Screenshot von der Google Bildersuche
Wenn der Ort quasi in meiner Nähe ist (max.1 Autostunde entfernt) besuche ich diesen „persönlich“. Das hilft später in der Nacht ungemein, um sich besser orientieren zu können und den Platz leichter wieder zu finden. Ich schaue auch, ob es einen interessanten Vordergrund gibt, denn das ist wichtig für den Bildaufbau. Das kann ein großer Stein, ein alter Baum oder ein Bauwerk sein. Vor allem jedoch, habe ich freien Blick auf den Himmel bzw. in die entsprechende Himmelsrichtung. Leider konnte ich diesen Spot nicht im Vorfeld besuchen, so habe ich ein bisschen auf Google recherchiert… Da der Ameiststein ein sehr beliebter Aussichtsberg am Ufer des Almsees ist, findet man dort genug Bildmaterial und dass Bildmaterial, welches ich gefunden habe, schaute sehr vielversprechend aus. 😉
Screenshot der App mit der Tour auf den Ameisstein
Die örtliche und zeitliche Plaung steht jetzt, fehlt noch, wie komme ich dort hin bzw. rauf und wie lange benötige ich dafür? Hier erfolgt ebenso eine Googlerecherche und ich bin bei der bekannten App Bergfex fündig geworden.
Auto beim „deutsche Haus“ parken und dann in ca. 1h auf gut markiertem Weg und tlw. Forststraßen auf den Gipfel des Ameisstein. Bei tageslich zumindest. Meine Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass es gut ist, in der Dunkelheit etwas mehr Zeit ein zu planen.. Ich plane mal 1h 30min für den Aufstieg. Oben dann noch den Spot suchen wir auch ein bisschen dauern (zu unserem muss mann auch ein bisschen abklettern, nicht ungefährlich in der Dunkelheit). Sagen wir nochmal 30 min. Equipment aufbauen und Voreinstellen weitere 30min , zur Sicherheit auch ein paar Probeaufnahmen machen weiter 30 min. Sicher ist Sicher….
Mit der Anreise von mir zu Hause sind es quasi 4h vor der Aufnahme….
Screenshot der Meteoblue App
Nun heißt es warten, biss ein paar Tage vor dem besagtem Tag. Die Wettertendenz wird schon immer ein paar Tage vorher in den großen Wetterberichten beobachtet, um das Vorhaben wenn nötig ein zwei Tage nach vor oder zurück zu verlegen. Am Tag davor studiere ich diverse Wetterkarten, am meinsten richte ich mich jedoch nach der App MetoeBlue. Die finde ich relativ genau und gut interpretierbar. Das Meteogramm hatte damals wolkenfrei und nahezu windstill vorhergesagt. Perfekt also, bis auf…. ja es ist halt Mitte Februar und dass in den Bergen, in einer klaren Nacht, da kann es schon mal empfindlich kalt werden…. und das wurde es auch….
Das ist jetzt mal grob meine Planung für ein Milchstraßenbild gewesen. Ich hoffe ich konnte euch hier etwas Einblick in meine Arbeit und auch Hilfestellung geben wenn ihr euch ebenfalls für das Thema interessiert.
Ich würde mich über kommentare Freuen und gerne könnt ihr mir diesbezüglich Fragen stellen.
Im nächsten Teil dieser Serie wird es um das von mir verwendete Euqipment gehen und warum ich was und wie verwende.
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und – möge das Licht mit euch sein
Hi Thomas
Wann kommt der zweite Teil deiner Milchstraße Reise.
Mfg Markus
Hallo Markus, der Artikel ist schon fast finalisiert. Anfang nächster Woche kommt noch ein Artikel über Tethering und eine Woche darauf folgt der zweite Teil der Milchstraßenreihe. Sollte also ca Mitte Februar online sein.
Teil 3 wird voraussichtlich Mitte März und Teil 4 schließt die Reihe Mitte April ab… Rechtzeitig zur Milchstraßensaison 2022 sozusagen 😉
Lg
Thomas